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Demokratiebildung für junge Menschen


Das Interesse und Vertrauen für Politik und das demokratische System ist bei Jugendlichen deutlich geschwächt. So legt die SINUS-Jugendstudie dar, dass Jugendliche zwar ein Bewusstsein für Politik hätten, aber kein gesteigertes Interesse an diesem Thema zeigten.[1] Krisen aktivierten Jugendliche nur kurzfristig, führten aber kaum zu langfristigem politischem Engagement. Aus der Studie geht außerdem hervor, dass ein großer Teil der Jugendlichen zur Verdrängung tendiere, weil er sich kognitiv oder emotional überfordert fühle. Hauptgründe für die Distanz zu politischen Themen und Beteiligungsformen sei die gefühlte Einflusslosigkeit und die als gering empfundene persönliche Kompetenz. Die Mehrheit der Jugendliche befürworte das Wahlrecht ab 16 Jahren, einige fühlten sich jedoch noch nicht bereit dafür.

Verbunden damit ist die Abkehr vom demokratischen System. Die Jugendstudie der Vodafone Stiftung Deutschland zeigte, dass drei Viertel der jungen Generation die deutsche Demokratie als zu schwerfällig empfinden, um aktuelle und zukünftige Herausforderungen zu lösen.[2] Umso wichtiger ist es, mit der Demokratiebildung frühzeitig zu beginnen und erfolgversprechende Demokratiebildungsprojekte überall in Deutschland zu fördern. Ein positives Beispiel ist der Förderpreis „Verein(t) für gute Kita und Schule“, der deutschlandweit erfolgreiche Projekte von Kita- und Schulfördervereinen auszeichnet. Ziel ist es, in Kitas und Schulen wirksame Projekte zu entdecken, zu fördern und zu verbreiten. 

Mit dem Jurypreis ausgezeichnet wurde 2024 ein Gymnasium in Baden-Württemberg, das das Projekt „Schule als Staat“ ins Leben gerufen hatte. Schüler:innen gründeten den fiktiven Staat „Pacedonien“, entwarfen eine Verfassung, gründeten Parteien und privatwirtschaftliche Unternehmen. Dabei lernten die Schüler:innen nicht nur etwas über die Arbeit von Staatsangestellten, sondern auch über Steuerzahlungen, Verwaltung von Finanzen und die Durchsetzung von Recht und Ordnung im Staat.[3] Das Plan- und Simulationsspiel führe zu einem deutlich stärkeren Politik- und Demokratieverständnis der Schüler:innen im Vergleich zum alltäglichen Unterricht, so die Erfahrung der Lehrkräfte. Die Jugendlichen erfuhren hier, dass ein Staat nur im Miteinander funktioniere und Meinungsverschiedenheiten konstruktiv begegnet werden müsse. Nur so werde die Schulgemeinschaft stärker, und langfristig wachse auch der Wille und die Bereitschaft bei den Einzelnen, sich für ein friedliches Miteinander und politische Mitgestaltung einzusetzen.


[1] Die SINUS-Jugendstudie von 2024 wird unter anderem von der Bundeszentrale für politische Bildung in Auftrag gegeben und beschäftigt sich empirisch mit den Lebenswelten von Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren. SINUS-Jugendstudie 2024 – „Wie ticken Jugendliche?“ | Presse | bpb.de

[2] Jugendstudie: 86 Prozent der jungen Menschen in Deutschland machen sich Sorgen um ihre Zukunft - Vodafone Stiftung

[3] Projekt "Schule als Staat" - Stiftung Bildung