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Land sucht Arzt: Dem Landarztmangel kreativ begegnen


Im Umgang mit dem Problem und der Ansiedlung von Ärzt*innen in Regionen mit möglichen Versorgungsengpässen haben die Länder unterschiedliche Fördermaßnahmen initiiert. Das Programm der Bayrischen Landesregierung „Region sucht Arzt“ unterstützt Ärzt*innen bei der Praxisneugründung mit einem Zuschuss von 90.000 Euro. Somit soll den Ärzt*innen die mögliche Niederlassung in einem unterversorgten Planungsbereich erleichtert werden. 

Nordrhein-Westfahlen hingegen ist das erste Bundesland, das eine Landarztquote für Studierende eingeführt hat. Dabei sind die angehenden Studierenden vertraglich dazu verpflichtet, zehn Jahre lang als Hausarzt/ärztin in einer unterversorgten Region nach Absolvierung des Medizinstudiums zu arbeiten. Grundsätzlich können damit Anreize geschaffen werden unabhängig von der Abiturnote ein Medizinstudium durchzuführen. Gleichzeitig kann dabei auch dem Problem einer Unterversorgung an Ärzt*innen in ländlichen Regionen begegnet werden. Insgesamt müssen die Erwartungen des medizinischen Nachwuchses an ihre Lebens-, Arbeits- und Standortbedingungen gesehen und umgesetzt werden. 

Die Organisation rund um eine flächendeckende medizinische Versorgung gilt als eine politisch sensible und von den Regionen abhängige eigenständig zu bewältigende Aufgabe. Unterschiedliche Faktoren und Indikatoren sind bei einer flächendeckenden ärztlichen Versorgung in unterversorgten Regionen zu beachten. Unter anderem können mit Praktika vor Ort oder dem Ankauf von Immobilien ausgehend von den Kommunen erste Anreize für die Niederlassung von Ärzt*innen in ländlichen Regionen gegeben werden. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie auf dem Land und die Verankerung des neuen Arztes/ der neuen Ärztin in der Gemeinde kann als weiterer ausschlaggebender Anreiz bei der Standortsuche gelten. Die eigentliche Frage, die sich Kommunen stellen müssen, ist inwieweit die Ärzt*innen durch stringente und zielführende Maßnahmen entlastet werden können. 

Lokale Gesundheitszentren können für die Primär- und Langzeitversorgung eine zielführende Maßnahme sein, da die Einzelpraxis zunehmend als Auslaufmodell gilt. Eine sinnvolle Vernetzung von Mehrbehandlerpraxen oder die interkommunale Zusammenarbeit können bei der Bewältigung des Landarztmangels als stringente Lösungsmodelle dienen. Die Erreichbarkeit der Praxen müssen bei Versorgungsplanung mit einbezogen und Fahrpläne des ÖPNV auf die Sprechzeiten abgestimmt werden.  

 Wirtschaftliches Risiko eingehen – Verbandsgemeinde betreibt Medizinisches Versorgungszentrum selber 

 Die Verbandsgemeinde Aar-Einrich betreibt ein Medizinisches Versorgungszentrum als Anstalt des öffentlichen Rechts selber. Das Beispiel verdeutlicht, inwieweit Anreize für junge Ärzt*innen geschaffen werden können, sich in regional prekären Gebieten anzusiedeln. Das Zusammenführen der Praxen aus unterschiedlichen Ortsgemeinden in ein gemeinsames Medizinisches Versorgungszentrum zeigt, wie man ein flexibles Arbeitszeitmodell umsetzen kann. Das Schließen von mehreren Praxen stellte unterschiedliche Gemeinden vor die gleiche Herausforderung. Somit hat sich die Verbandsgemeinde Aar-Einrich sich dazu entschlossen das wirtschaftliche Risiko der Neugründung eines gemeinsamen Versorgungszentrums zu übernehmen. Inzwischen sind ein ärztlicher Leiter mit einer 100% Stelle und drei Ärzt*innen in Teilzeit im Medizinischen Versorgungszentrum in Katzenelnbogen angestellt und beziehen ein Festgehalt. Weiter sind die Ärzt*innen von Verwaltungsarbeiten freigestellt und können sich ganz auf die Ausübung der medizinischen Versorgung fokussieren. Das Modell bietet nicht nur den Ärzt*innen einen Mehrwert, besonders hinsichtlich der Vereinbarkeit von Beruf und Familienleben, sondern auch den Bürger*innen und Patient*innen selber. Das Versorgungszentrum liegt im Stadtkern von Katzenelnbogen und ermöglicht somit die Vereinbarkeit von Alltagsbesorgungen und dem Arzttermin. Lösungsmodelle im Umgang mit schließenden Praxen auf dem Land und Versorgungsengpässen können gleichzeitig interkommunal umgesetzt werden, müssen aber auf die regional unterschiedlichen Bedingungen abgestimmt werden.